Die Badische Revolution

Die Badische Revolution 1848/49

Ausgangslage: Vormärz und Forderungen

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herrschte im Großherzogtum Baden wie in vielen deutschen Staaten Unzufriedenheit mit politischen und sozialen Bedingungen: geringe Mitbestimmung, Adelsprivilegien, Presse- und Versammlungsbeschränkungen sowie Ungleich­behandlung bürgerlicher und unterer Schichten. 

Politische Vereinigungen, sogenannte Volksvereine, entstanden. Forderungen wie Pressefreiheit, eine Verfassung, Volksvertretung und Bürgerrechte wurden öffentlich diskutiert. Ereignisse wie das Hambacher Fest (1832) gelten als wichtige Vorläufer. 

Phasen und Verlauf

Die Revolution in Baden lässt sich grob in zwei Phasen unterteilen:

Erste Phase (Frühjahr bis Spätsommer 1848)

Im April 1848 begann der Aufstand mit dem sogenannten Heckerzug (Friedrich Hecker) und dem Sigel-Zug. Ziel war, die Monarchie durch eine Republik zu ersetzen. 

Es kam zu mehreren Gefechten, z. B. bei Kandern, Günterstal, Dossenbach. 

Auch Gustav Struve spielte eine zentrale Rolle mit dem Struve-Putsch im September 1848. 

 

Zweite Phase (Imperialer Verfassungskampf / Mai-Revolution 1849)

Nach der Frankfurter Paulskirchenverfassung und der Ablehnung durch viele Fürstenhäuser sowie dem Wunsch, diese Verfassung durchzusetzen, begannen 1849 erneute Aufstände. 

In Baden organisierte man Volkswehren und provisorische Regierungen (z. B. unter Lorenz Brentano). 

Zahlreiche Gefechte zwischen Revolutionären und Truppen des Großherzogs sowie preußischer und bundestreuer Milizen fanden statt. Entscheidende Schlachten in dieser Phase u.a. bei Waghäusel, Gernsbach.

Scheitern der Revolution

Der entscheidende Wendepunkt war die Belagerung und Kapitulation der Festung Rastatt am 23. Juli 1849, wodurch der bewaffnete Widerstand praktisch beendet war. 

Viele Revolutionäre flohen ins Exil, andere wurden gefangen genommen, teilweise hingerichtet. 

Die Fürstenhäuser und der Großherzog behielten im Endeffekt ihre Macht, jedoch waren die Forderungen nach einer Verfassung, Bürgerrechten und Öffentlichkeits-Recht nicht länger zu ignorieren.

Zur Hoffnung Achern 1910
Zur Hoffnung Achern 1910

Achern und seine Rolle

Achern gehörte zu den Orten, die sich während der Revolution besonders engagierten und galt als Hochburgradikaler revolutionärer Bewegungen. 

Am 2. April 1848 versammelten sich Bürger in Achern im Gasthaus Zur Hoffnung. Diese Volksversammlung war eine der wichtigen lokalen Versammlungen, die die revolutionären Prozesse in Baden mit beeinflusste. 

Achern brachte auch Personen hervor, die in der badischen Revolution größere Rollen spielten, z. B. Minister in der provisorischen badischen Revolutionsregierung. 

Folgen und Bedeutung

Kurzfristig blieb Baden nach der Revolution weiterhin monarchisch mit dem Großherzog an der Spitze, jedoch mit wachsendem Druck auf Reformen und auf Ausweitung von Bürger- und Freiheitsrechten. 

Die Revolution von 1848/49 prägte die politische Kultur: das Bewusstsein für Demokratie, Öffentlichkeit und politische Beteiligung wurde gestärkt. Viele der Ideen, die damals aufkamen, fanden in späteren Verfassungen – auch in Deutschland – ihren Niederschlag.

Lokal in Achern wurde das Erbe der Revolution sichtbar in Denkmälern, Gedenkveranstaltungen, dem Bewusstsein, dass die Stadt Teil dieser Bewegung war. So etwa das Leopoldsdenkmal und Aktionen, mit denen die Bürger heute das Gedenken pflegen.