Die Illenau wurde 1842 eröffnet als „Großherzoglich badische Heil- und Pflegeanstalt Illenau“.
Initiator war Dr. Christian Friedrich Wilhelm Roller (1802-1878).
Der Bau wurde in klassizistischem Stil errichtet, nach modernen Ideen der Psychiatrie, mit dem Ziel einer humaneren Behandlung psychisch Erkrankter.
Standortwahl: Großes Gelände am Rande Acherns, mit genügend Fläche für freie Bewegung, Gärten und Areale für unterschiedliche Klassifizierungen der Patienten (nach Geschlecht, Schwere der Erkrankung etc.).
Roller legte großen Wert auf humane Bedingungen: z. B. Gartenanlagen, Spaziergänge, Beschäftigung.
Unter den späteren Leitern – u.a. Karl Hergt, Heinrich Schüle – wuchs die Einrichtung an, modernisierte sich weiter und wurde mit Labors etc. ausgestattet. Heinrich Schüle zum Beispiel erweiterte Kapazitäten, führte wissenschaftliche Arbeit ein.
Im Nationalsozialismus war die Illenau – wie viele psychiatrische Einrichtungen – betroffen von Zwangssterilisationen und vor allem vom Euthanasie-Programm.
1940 wurde die Illenau als Heil- und Pflegeanstalt aufgelöst. Mindestens 260 Patient:innen wurden im Rahmen der Aktion T4 in Tötungsanstalten wie Grafeneck und Hadamar deportiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die französischen Besatzungstruppen Teile des Areals, die Illenau diente als Kaserne („Quartier Turenne“) bis 1994.
Ab Ende der 1990er / Anfang der 2000er Jahre begann ein Prozess der Rückgewinnung und Umnutzung: Die Stadt Achern kaufte das Gelände, es entstanden neue Nutzungen (Wohnungen, Kultur, Verwaltung).
Teile der Illenau beherbergen mittlerweile das Rathaus von Achern sowie andere städtische Einrichtungen.
Es gibt das Illenau Arkaden Museum, das die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt dokumentiert – sowohl die Leistungen als moderne psychiatrische Einrichtung als auch die Verbrechen während des NS-Regimes.
Gedenkstätten wie der Illenauer Waldfriedhof, Mahnmäler und Gedenkwege erinnern an die Opfer.
Als Modellanstalt hatte die Illenau Einfluss auf die psychiatrische Versorgung in Baden und darüber hinaus.
Die Entwicklung zeigt den Wandel: von humanen Idealen, über die Täuschung und Verbrechen während der NS-Zeit, bis hin zur Auseinandersetzung mit Erinnerung und Umnutzung historischer Bauten.
Heute ist Illenau ein Beispiel dafür, wie historisch belastete Orte zu Orten der Kultur, Verwaltung und des Gedenkens werden können.